6G Mobilfunk
Das Infoportal zum 5G-Nachfolger "6G"
Auch wenn gefühlt gerade erst der Startschuss für den Ausbau von 5G gefallen ist, wird seit Monaten im Hintergrund bereits am Nachfolger "6G" gearbeitet. Aber brauchen wir noch einen weiteren Mobilfunkstandard, wo 5G doch bereits deutlich höhere Datenraten und minimale Latenz im Vergleich zu 4G / LTE verspricht? Welche Vorteile soll 6G gegenüber LTE und 5G genau bringen? Wir informieren Sie an dieser Stelle über die Eigenschaften und den Stand der Dinge hinsichtlich der sechsten Mobilfunkgeneration.
Was ist bzw. bedeutet 6G?
6G (Sixth Generation Wireless) wird in ein paar Jahren der Nachfolger des aktuellen Mobilfunkstandards 5G. Man spricht auch von der 6. Generation von Mobilfunknetzen. Das Netz der Zukunft soll abermals höhere Frequenzen nutzen als 5G und damit auch deutlich höhere Kapazitäten bei geringere Latenz erreichen. Allerdings sinkt dadurch bei 6G die Reichweite der verwendeten Wellen noch weiter.
„Um möglichst viele Nutzer gleichzeitig zu bedienen und dabei möglichst große Datenmengen möglichst schnell zu übertragen, müssen die drahtlosen Netze der Zukunft aus zahlreichen kleinen Funkzellen bestehen“, sagt Professor Christian Koos, der gemeinsam mit seinem Kollegen Professor Sebastian Randel am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) an Technologien für 6G forscht.
Vor Ort: 6G-Anbieter.de auf dem 6G Summit in New York
Die Entwicklung des 5G-Nachfolgestandards ist bereits voll im Gange. Selbst wenn 5G noch nicht einmal flächendeckend verfügbar ist und längst noch nicht ausgereizt. Alle namhaften Firmen der Branche arbeiten an noch leistungsstärkeren Verfahren zur Funk-Datenübertragung. In New York tagte Ende 2022 die "Brooklyn 6G Summit", bei der wir live vor Ort waren und uns über die wichtigsten Neuerungen informiert haben. Hier gehts zum großen Bericht.
Welche Frequenzen soll 6G nutzen?
Wie schon bei der Einführung von 5G im Jahr 2019, wird es auch bei 6G abermals neue und andere Frequenzbereiche geben die zur Übertragung genutzt werden. Zunächst werden wahrscheinlich wieder ältere Bänder, z.B. von 2G oder 4G für 5G und 6G umgewidmet. Ähnlich wie beim 5G-Start, dürfte zudem eine gemeinsame Nutzung von älteren Bändern zum Einsatz kommen - Stichwort Dynamic Spectrum Sharing. Aber nicht nur dass: Abermals geht der Trend hin zu noch höheren Nutzbändern bzw. höheren Frequenzen. Während 5G erstmals den Millimeterbereich erschloss, könnte 6G schon mit Terraherz-Wellen arbeiten. Dann allerdings mit extrem geringen Reichweiten. Mehr dazu hier.
Wann kommt 6G?
Mit 5G hat erst vor 5 Jahren der Ausbau des aktuell neusten Mobilfunkstandards begonnen. Somit ist klar, dass es bis zur Einführung von 6G noch eine Weile dauern wird. In der Vergangenheit lagen im Schnitt ca. 10 Jahre zwischen zwei Mobilfunkgenerationen. Hierauf dürfte es auch ungefähr bei 6G hinauslaufen. Experten rechnen mit der sechsten Mobilfunkgeneration zirka 2030, wahrscheinlich eher 2032. Das Potenzial von 5G wird noch nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft!
Bis sich der dann neue 6G-Standard etabliert hat und für viele Nutzer verfügbar sein wird, dürften auch nach Markteinführung nocheinmal ein paar Jahre vergehen. Denn wie auch bei den vorherigen Standards, bremsen primär zwei Dinge die Einführung einer neuen Mobilfunktechnik aus: Dies sind zum einen die Kosten und der Aufwand, die auf die Netzbetreiber zukommen. Sie müssen die entsprechende Antennen und weitere Technik installieren sowie in Betrieb nehmen.
Zudem braucht es genug kompatible Endgeräte wie Smartphones und Co auf den Markt, damit Endverbraucher den neuen Standard auch nutzen können. Denn wie bei den vorherigen Mobilfunkstandards, wird auch 6G neue Modems und Zugangstechnologien benötigen und nicht mit den vorherigen Generationen kompatibel sein. Erst wenn die 6G-Smartphones einen gewissen Marktanteil haben, ist 6G auch in der Masse angekommen.
In anderen Bereichen, wie der Industrie, gelten ähnliche Bedingungen hinsichtlich des Aufwandes und möglicher Verzögerungen. Ab ca. 2030 soll 6G aber dann in verschiedenen Bereichen für neue Möglichkeiten dank ungeahnter Geschwindigkeiten sorgen.
Brauchen wir 6G überhaupt?
Einsatzmöglichkeiten für 6G gibt es zahlreiche, neben den bereits erwähnten Bereichen ggf. auch in Sphären, die derzeit noch jenseits unserer Vorstellungskraft sind. So nennen Forscher unter anderem eine direkte Schnittstelle zwischen dem menschlichen Gehirn und einem 6G-Gerät als mögliche Einsatzzwecke.
Aber auch für viele bereits bekannte Bereiche wie in der industriellen Fertigung, den medizinischen Bereich oder das autonome Fahren werden von extrem zuverlässigen Kommunikationslösungen mit niedriger Latenz profitieren. So kann 6G unter anderem die Bereiche M2M-Kommunikation (Machine-to-Machine) sowie IoT (Internet of Things) auf eine neue Ebene heben. Letztendlich decken sich die nutzbaren Anwendungsszenarien von 6G mit denen von 5G, dürften aber in vielen Bereichen noch weiter wachsen.
Wer entwickelt 6G?
Viele führende Institute und Technologiekonzerne forschen an 6G. Schließlich ist ein neuer Mobilfunkstandard nicht nur eine spannende Zukunftstechnologie, sondern weist auch ein großes Geschäftspotential auf. Auch Staaten sind an der Entwicklung interessiert und fördern diese teils. So ist etwa das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie (MIIT) in China direkt in den Forschungs- und Entwicklungsprozess von 6G involviert, hat darin investiert und überwacht ihn.
Auch die Bundesregierung ist sehr an 6G interessiert. Anfang 2021 wurde ein Förderprogramm im Gesamtwert von 700 Millionen Euro auf den Weg gebracht, um die Forschung und Entwicklung für den nächsten Mobilfunkstandard zu unterstützen und zu fördern. Im Vergleich zu den Gesamtkosten, ist dies natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Es zeigt aber, dass auch Regierungen die Wichtigkeit von 6G klar ist. In den USA ist die Öffnung der Frequenzen über 95 GHz bis 3 THz für Forschung und Entwicklung geplant, wobei hier noch die Federal Communications Commission (FCC) zustimmen muss. In Südkorea arbeitet das Electronics and Telecommunications Research Institute an der Erforschung des Terahertz-Bandes für 6G.
Traditionell ist Skandinavien ebenfalls eine Hochburg für den Mobilfunk. Dort sitzen nicht nur die führenden Anbieter von Netztechnologie Nokia und Ericsson. Auch die Universität Oulu in Finnland engagiert sich in einer 6G-Forschungsinitiative namens 6Genesis. Dazu kommen viele weitere Initiativen und Forschungsbemühungen wie von Huawei, dem aktuell größten Ausstatter für Mobilfunknetze, sodass dies nur ein kleiner Einblick in die aktuellen Bemühungen ist.
Weiterführendes:
» Huawei 6G Whitepaper» Evolution 5G zu 6G (Qualcomm)
» Leuchtturmprojekt "6G ANNA"
» 6G erklärt von Nokia (engl)